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"Das topische Künstlerbild"
   
         
26.04.05 - 12:27:00
   
       
   
         
inside • Michael Wagner • Pope's Palace • Roma
   
       
   
             
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Das Leiden an der herrschenden Welt ist Bedingung der Kreativität.
Friedrich Nietzsche, Ecce Homo, 1908.

Nietzsche spielt auf den gegeisselten und verspotteten Christus der Passion an. William Blake, Paul Gauguin, Marc Chagall, James Ensor, Salvador Dalí und Joseph Beuys inszenieren sich als «Schmerzensmänner», die um ihrer exponierten Kunst willen das Kreuz auf sich nehmen. Zwar lässt sich auch hier ein Topos bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen: So beeinflusst etwa Thomas a Kempis' Schrift der «Nachfolge Christi» die religiöse Motivation der Maler im 15. Jahrhundert. In der Moderne jedoch wird mystische Selbstaufgabe zum artistischen Rollenspiel. Der Avantgardist ist durchdrungen von der messianischen Sendung, die Menschheit hinter sich zu scharen, um die Welt zu verändern. Der moderne Künstler als leidender Heilsbringer bekommt jetzt auch antike Titanen und Halbgötter zum Vorbild: Prometheus, der den Menschen das Feuer bringt und dafür von Zeus an den Kaukasus gekettet wird; Orpheus, der in die Unterwelt hinabsteigt, um vor Hades die Geliebte, Euridike, auszulösen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verblasst das topische Künstlerbild. In den sechziger Jahren macht die Rede vom «Tod des Autors» die Runde. Der Poststrukturalismus setzt an die Stelle des Künstlers den Betrachter, der das Bild macht. Michel Foucault sieht im Autor die Schnittstelle einer Funktion, welche die Existenz, die Operation und die Zirkulation von Diskursen in der Gesellschaft über die Maske einer Person anschaulich macht. ...

Von Beat Wyss, Neue Zürcher Zeitung Ressort Literatur und Kunst, 28. April 2001, Nr.98, Seite 83.

http://www.kzu.ch/fach/as/aktuell/2001/12_rezeption/01_kuenstler.htm







   
 
               
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